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Dezember 2020 - KAOS

17. Eintrag

kaosberlin Während meiner Elternzeit ist im KAOS (meiner Arbeitsgemeinschaft), der Posten der Organisation vakant geworden, der letzte der drei Gründer hatte entkräftet hingeschmissen.

Die Stelle hat mich sofort gereizt, weil es ein hochpolitisches, organisatorisch spannendes Projekt ist, bei dem ich inzwischen sieben Jahre Mitglied bin. Die kreative Arbeitsgemeinschaft Oberschöneweide (KAOS) ist ein Coworking- und Eventspace mit inzwischen ca 90 Coworkern aus den unterschiedlichsten Bereichen. Von allen erdenklichen Handwerksarten zu Büromenschen unterschiedlichster Sparten, Designern, Künstlern und sonstigen Kreativen. Ein sehr spannender Ort.

Allerdings waren die Vorraussetzungen katastrophal. Nur durch einen eilends aufgestellten Rettungsschirm der Kaoten ließ sich der Laden überhaupt noch vor der Insolvenz retten, eine ordentliche Bezahlung der Orgagruppe hat es nie gegeben. Niemand wollte diese Schuhe anziehen, wir standen jeden Monat vor dem Aufgeben ... und dann erst kam Corona!

In einem gemeinschaftlichen, ehrenamtlichen Akt mit vielen Diskussionen stellten wir die komplette Struktur um, gründeten eine kleine Räterepublik, erhöhten die Miete der Kaotis, so dass nur noch eines fehlte: ein Geschäftsführer der GmbH. Das war dann ich, mitten in meiner Elternzeit, mit drei Kindern. Nicht einfach, sich zwischen Windeln und Wäschebergen in eine chaotische Buchhaltung einzuarbeiten.

kaosberlin... aber was soll ich sagen, nun verwalte ich ein unkontrollierbaren Künstlerkreativameisenhaufen mit 300.000€ Jahresumsatz und über 100.000€ an Schulden und Verpflichtungen. Einen Teil davon haben wir bereits zurückgezahlt, Gehälter kommen regelmäßig (wenn auch noch nicht im Ansatz hoch), und finanziell stehen wir einigermaßen auf den Beinen, mitten in der Jahrhundertkrise.

Und die Werkstatt?

Die Werkstatt habe ich in einem Wimpernstreich aufgegeben.

All das mühsam erarbeitete Wissen und KnowHow, die gesammelten Kund*Innen, das mir teure und treue Werkzeug, der veränderte Körperbau, Zeitabläufe, Routinen .. alles dahin. Ab Januar mietet sich ein neuer Metaller mit eigenen Projekten und Ideen in meine Werkstatt, optimiert sie auf seine eigenen Bedürfnisse und bringt neue Maschinen.

kaosberlinDie letzten Kunden und Projekte zu bedienen, auf die ich große Lust habe, ist ein schwieriger zeitlicher und gedanklicher Balanceakt. Möglicherweise ändert sich das wieder, aber all zu viel Hoffnung habe ich auch nicht.

... Das tut weh. Wenngleich ich die neue Aufgabe als historische Chance für mich begreife, die ich mit großem Enthusiasmus angenommen habe. Offenbar scheine ich auch Talent dafür mitzubringen und es passt zu meinem bisherigen, an Wendungen interessanten Lebenslauf.

Eines Tages wird das Thema Schmieden wieder mehr Platz in meinem Leben einnehmen, da bin ich sicher. Bis dahin habe ich vielleicht die Freiheit, nur die coolen Anfragen anzunehmen.

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Januar 2020 - Money, Money, Money

16. Eintrag

kaminbesteckNach dem letzten Blogeintrag muss ich gestehen, hab ich doch das ein oder andere Mal nach Psychojobs gesucht. Aber nach gründlicher Prüfung meiner Finanz-, Lebens- und Gefühlslage muss ich sagen... Scheiße ja, ich stehe drauf!

Ich kann mir nicht vorstellen, für jemand anders zu arbeiten und jeden Monat mein Gehalt zu beziehen. Nur mal theoretisch angenommen, jemand würde mir 3500€ netto bezahlen, damit ich exakt das selbe wie jetzt mache ... nur dass ich für ihn arbeite, statt für mich ... ich würde wohl ablehnen. Kein Interesse, zu langweilig! Ich will existieren. Ich will Leben! Ich will Ängste haben und den ganzen Mist. Ich will auch keinen Lottogewinn.

Andererseits kann ich mir diesen Heroismus vor allem erlauben, weil es ja finanziell funktioniert. Wahrscheinlich verdiene ich auch in Zukunft weniger als ein gut bezahlter Psychologe (zu dem ich eigentlich ausgebildet bin). Aber wenn ich es weiterhin schaffe, wenigstens 50% der Zeit in der Werkstatt zu stehen und bezahlt zu arbeiten, und 50% für Vorbereitungen, Aquise und das ganze Zeug verschwindet, habe ich trotzdem ein annehmbares Auskommen.

Und bevor ich das richtig zu Ende gedacht hatte, spülte zum Glück die nächste Auftragsflut die Bedenken davon, das Weihnachtsgeschäft hat das Konto wieder gefüllt. ... puh!

kaminbesteck tischkreuz tischkreuz

Ganz Stolz bin ich zurzeit auf mein Eichenklotz-Kaminbesteck, eine Wahnsinnsidee, auf die mich eine Kunde gebracht hat. Eine Tischlerei liefert mir die Blöcke aus garantiert nachhaltigem Anbau in deutschen Wäldern.

Selbst Kai Diekmann, bis vor zwei Jahren Gesamtherausgeber der Bild-Zeitung, hat mich auf Etsy gefunden und eine Kaminzange bestellt. Da hab ich die Zange natürlich genüßlich in Zeitungspapier der ZEIT eingepackt. Eine tolle Zeitung, abonniere ich seit bald 15 Jahren und dient seit ca. 8 Jahren zum Anzünden des Schmiedefeuers, und als Verpackungs- und Füllmaterial.

feuerschale feuerschale

Das Jahr fängt also prima an. Vielleicht kann ich bald wieder über andere Themen als Geld sprechen. Normalerweise hätte ich gesagt, 2019 war das Nadelöhr, das erste Jahr Vollzeit in der Werkstatt erfolgreich überstanden ... jetzt gehts aufwärts. Aber ab ca. Mai warten andere spannende Aufgaben auf mich, dann bin ich etwa ein halbes Jahr in Elternzeit. Danach dann ... dann gehts ab!

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August 2019 - Poor Bitch!

15. Eintrag

grillbesteck"Treffen sich zwei Künstler, sprechen sie über Geld, treffen sich zwei Banker, sprechen sie über Kunst."

Mein Konto fühlt sich an wie das Meer, Ebbe und Flut wechseln sich mit gesetzmäßiger Naturgewalt. Ab und zu kommt eine Auftragssturmflut, Stressblitze krachen donnernd über die tosende See und das Konto schwemmt voll...

grillbesteckUm bei der nächsten Ebbe komplett leer zu laufen. Die Geburt meines dritten Sohnes mit allen Unabwägbarkeiten, die man wahrscheinlich nur als mehrfacher Vater nachvollziehen kann, ein, zwei Monate Sommerflaute, Steuerforderungen, Krankenkassenbeiträge, verschobene Rechnungen von Kunden ... und die mühsam erarbeitete Sicherheit ist schneller geschmolzen als der Okjökull.

Das Meer gibt es, das Meer nimmt es. Steigt der Meeresspiegel insgesamt? Schwer zu sagen in all dem Auf und Ab. Es gibt Hoffnung, die Werkstatt wird Stück für Stück besser, die Kunden eher mehr als weniger. Zufrieden scheinen sie fast alle zu sein.

Alldieweil habe ich meine Produkte auf Amazon.com in Amerika gelistet (zusätzlich zu Amazon.de und Etsy.com) und mir einige Werke für den Sommer ausgedacht, um die Leute auch in den schönen Monaten ins Internet zu locken. Zum Beispiel ein cooles Grillbesteckset und eine Feuerschale (weitere Schalendesigns sollen folgen). Dazu erweitert sich meine Grabkreuzkollektion langsam und stetig.

grabkreuz grabkreuz grabkreuzfolterkäfig

feuerschale feuerschale

Mehr Zeit für Kunst und Literatur wünsche ich mir natürlich, aber wahrscheinlich werde ich in einigen Jahren zurückblicken und diese Lebensphase als eine der erfülltesten in meinem Leben betrachten. Wenigstens als eine der ausgefülltesten (zeitlich, nicht kontisch).

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Januar 2019 - Rich Bitch!

14. Eintrag

Ich habs geschafft, seit 2019 bin ich kein Kleinunternehmer mehr - weil einfach zu reich!

brüstung, geländerAlso naja, ich bin nicht mehr total broke, schon ganz angenehm. Dank toller Kunden hab ich es knapp ins untere Mittelfeld der Einkommensverteilung geschafft. Das macht mich stolz und dankbar. Wobei man einschränken muss, dass mein sozialer Nebenjob 2018 noch viel Geld beigesteuert hat.

treppengeländerAber beides geht nicht mehr, nach zwei Jobs und nochmal so vielen Kleinkindern zuhause hatte sich eine grundlegende Erschöpfung eingestellt, die Weihnachtsfeiertage und der ruhige Jahresbeginn waren eine dringend nötige Erholungspause.

Finanziell fühle ich mich immer noch prekär mit meiner Ein-Mann-Armee. Homepage- und Shoppflege, Kundenberatung und Angebotserstellung, Zeichnungen und Kalkulationen, persönliche Weiterbildung, Produktentwicklung und Experimente, Einkauf, Werkstatt- und Werkzeugpflege, Werbung und Branding, Verpackung und Versand, Rechnung, Buchhaltung, Steuer, ... alles aus einer Hand.

Bezahlt werde ich einzig für die Produktion. Wenn ich wirklich in der Werkstatt stehe, mit Stahl und/oder Werkzeug in der Hand und mache.

Das immerhin mit einem Stundenlohn von 50€ (jetzt dann plus MwSt), hört sich erstmal gut an, muss aber für einiges aufkommen. Werkstattmiete, Versicherungen, Rente, Werkzeugverschleiß, Neuanschaffungen, Verbrauchsmaterialien, Hostinggebühren, Büroshit, Fahrtkosten, Werbematerial ...

Dazu das Risiko: Wenn ich krank oder verletzt bin, gibts kein Geld - wenn ich im Urlaub bin, kein Geld - Weihnachtsgeld oder drittes Gehalt gibts nicht - Werkzeuge können kaputt gehen, die Wirtschaft stagnieren ...

brüstung, geländer brüstung, geländer brüstung, geländer treppengeländer treppengeländer

Ich liebe meine Arbeit, abwechslungsreich und herausfordernd, kreativ, sozial und körperlich anstrengend... aber ob ich langfristig überhaupt wirtschaftlich arbeite ist mir ein bisschen unklar. Ich verlasse mich auf Erfahrungswerte anderer, die Handwerkskammer empfiehlt zum Beispiel einen Stundenlohn von 50€.

Was das aber im Detail heißt, welche Stunden man nun einbezieht, wie streng man sein muss, ...? Im Moment sieht es gut aus, soweit scheint es zu funktionieren, dafür hier mal ein dickes Dankeschön an meine tollen Kunden, es macht Spaß mit euch!

"Verballern" der Handläufe mit meiner neuen, selbstgebauten Gasesse.

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September 2018 - Hefaiston

13. Eintrag

gartentor gartentorMein Schmiedemeister Ingolf Eschenbach, der mir vor etlichen Jahren als totaler Noob das Schmieden beibrachte, (bin ich ihm heute noch sehr dankbar für!), schwärmte immer vom Schmiedetreffen auf Burg Helfstyn in Tschechien und im August habe ich es tatsächlich geschafft, hab zwei eigene Arbeiten als Ausstellungsstücke eingepackt, und bin mal schnell mit meinem Bruder rüber gefahren, ins östliche Tschechien, zum Hefaiston.

Neben der Ausstellung gab es auch einen Wettkampfmodus, an zwei Tagen wurde live geschmiedet, jeder Teilnehmer hatte eine Stunde Zeit einen eigenen Entwurf zu hämmern, die Werke wurden anschließend von einer Jury bewertet und ausgezeichnet. Absolut toll zu sehen, mit welcher Präzision und Geschwindigkeit da gearbeitet wurde. Ich stand mir die Beine in den Bauch und hab versucht alles aufzusaugen was ich sehen konnte. Werkzeugideen, Techniken, spezielle Kniffe, ... eine Zange hab ich gleich nachgebaut.

fenstergitterDie Burg ist eine der weltweit größten Dauerausstellungen für Schmiedekunst, an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, zum Beispiel von einem meiner Lieblingsschmiede, Claudio Bottero, natürlich vieles vom "Schmiedepapst" Alfred Habermann und vieles, vieles mehr... Aber auch die aktuelle Ausstellung mit über 100 Werken war sehr beeindruckend. Obwohl jeder kommen kann, der es schafft das Anmeldeformular auszufüllen, gab es quasi keine Durchhänger, absolutes Top-Niveau.

Das hat mir nochmal gezeigt, dass ich technisch noch besser werden will. Manchmal frage ich mich, auf welchen Niveau ich sein könnte, wenn ich früher angefangen hätte, in meinem Alter haben andere Schmiede schon 15-20 Jahre gearbeitet.

Aber naja, Ingolf sagte mir mal, Quereinsteiger seien besonders wertvoll, weil sie einen anderen Blick haben, einen anderen Zugang. Das beobachte ich an mir selbst auch, meine Stärke ist definitiv mein Stil, niemand hat das Know-How von Holzbiegen und Schmieden gleichzeitig, dabei hat die Kombination so viel Potential, ich hab bisher nur an der Oberfläche gekratzt.

treppe hefaiston hefaiston hefaiston

hefaiston hefaiston hefaiston hefaiston

Für nächstes Jahr möchte ich mindestens ein großes Schmiedetreffen in Deutschland besuchen, da muss ich mich nochmal schlau machen, welches in Frage kommt. Mit der fehlenden Sprachbarriere könnte das noch fruchtbarer werden. Und ich bin auch auf das Niveau deutscher Schmiede gespannt.

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Juli 2018 - One Time!

12. Eintrag

messinglampeIn den letzten Wochen war richtig viel los bei mir. Neben vielen kleinen Produkten und Werken kamen auch noch ein paar große Aufträge dazu. Ein Treppengeländer für eine Eingangstreppe mit handgeschmiedeten Graselementen, eine individuelle Messinglampe für eine Minibar, eine Kellertreppe für ein privates Haus hier in Schöneweide und zuletzt ein Teambuildingworkshop mit Versicherungsvertretern, bei dem wir gemeinsam in entspannter Atmosphäre ihr Firmenlogo in Stahl hämmerten, ...

So langsam könnte ich die Werkstatt Vollzeit betreiben, aber meinen sozialen Nebenjob möchte ich nicht von heute auf morgen kündigen, da muss erst ein geordneter Übergang her. Das kostet mich noch etwa einen Tag pro Woche, Zeit, die mir schmerzlich fehlt. Zeit ist nämlich ein entscheidender Faktor geworden und manchmal fühle ich mich wie in "Momo: oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben".

Letztes Jahr hab ich noch vornehmlich nachts gelebt, war teilweise bis 1-2 Uhr in der Werkstatt, noch später im Bett. ... Bis mir die Kinder ihren Rhythmus aufzwangen, der ihnen vom Kindergarten aufgezwungen wird, die ihren Rhythmus an die Bedürfnisse arbeitstätiger Eltern anpassen, die wiederum von der Arbeitswelt gezwungen werden ... die halt schon immer so getaktet ist, weil die Tiere und das Sonnenlicht den Rhythmus der Bauern bestimmten?

treppe treppe treppengeländer treppengeländer

Keine Ahnung, heutzutage mit Strom und künstlichem Licht kann man auch sehr gut nachts leben, ich weiß das, ich hab es fast 10 Jahre extrem genossen. Die Nächte sind ruhig, die Stimmung wesentlich konzentrierter und sehr fördernd für die Kreativität. Das fehlt mir zuweilen, mit Kindern ist man sehr durchgetaktet, jetzt gibt es schon einen Familienkalender, Sonntagabends sitze ich mit meiner Frau über unserem Zeitsparkonto und wir planen die Woche durch.

schmiedeworkshop schmiedeworkshop

Klappt natürlich auch nicht immer... So wie mit diesem Blog, aber ich schmeiße mal schnell die Zeitmaschine an und beame mich in die Vergangenheit, um diesen Eintrag zu schreiben, damit hier mal wieder leben rein kommt. Wer das liest und mich erwischt, bekommt einen gratis Wandhaken... Einfach melden!

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Mai 2018 - Hammer!

11. Eintrag

torbogenWie hält man eigentlich diesen scheiß Hammer richtig? Ich schmiede jetzt seit über acht Jahren und hab dabei einen ordentlichen Wumms entwickelt. Wenn ich drauf haue bewegt sich was und zwar an den Stellen wo ich es will.

Und trotzdem bin ich die Tage über Schmiedevideos von so Urgesteinen wie Uri Hofi gestolpert, die mich zum Nachdenken bringen. Das Handwerk ist nämlich körperliche Arbeit, Stahl ist schwer. "Man erschafft etwas mit den eigenen Händen", wie es immer heißt ... und die Hände leiden.

schmiedekatzenLetztes Jahr brach ich mir den rechten Ringfinger beim Öffnen eines Schraubstocks (abgerutscht wegen schmierigen Fingern), das hieß sechs Wochen Zwangspause. Dieses Jahr kämpfe ich seit einigen Wochen mit einer zum Glück noch schwachen, dafür aber hartnäckigen Sehnenscheidenentzündung. Erst am rechten Handgelenk, dank der Schonhaltung aber bald auch am linken Gelenk, somit beidhändig.

Eine Pause kann ich mir schlicht nicht leisten, jeder Euro wird dringend gebraucht. Uri Hofi meint, ein Schmied haut jeden Tag 20.000-30.000 mal zu. (Und nach dem Feierabend wollen die Kinder erzogen werden). Eine strukturelle Lösung sehe wohl so aus:

Vor allem finanziell ist das bisher noch utopisch, obwohl es auch schon Schmiedehämmer im unteren vierstelligen Bereich gibt... noch ein paar gut bezahlte Aufträge ... das wären völlig neue Möglichkeiten und Dimensionen. Zumal ich zunehmend zu dickem Stahl tendiere, ästhetisch finde ich das sehr interessant.

garderobe schubladengriff obstschale

Alldieweil werde ich weiter an meiner Hammertechnik arbeiten und ein bisschen experimentieren, um meinen Körper zu schonen. Einen ruhigeren Schleifer habe ich mir bereits gegönnt, weil ich ja auch viel Holz schleife. Ein weiterer Verdacht ist, dass der Hammerstiel meines Haupthammers zu kurz ist und ich deshalb verkrampft zugreife. Das Problem schiebe ich nun schon einige Zeit vor mir rum und finde keinen passenden Stil.

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Januar 2018 - Global Player!

10. Eintrag

Eigentlich zähle ich mich zum erlesenen Kreis der linksversifften Konsum- und Globalisierungskritiker. Trotzdem steige ich ich immer mehr in den globalen Online-Handel ein. Angefangen hat es bei Dawanda, Anfang letzten Jahres kamen dann Etsy und Amazon Handmade dazu. (Übrigens preislich in aufsteigender Reihenfolge).

kaminzangeDas hat sich so ergeben, ich suche nach und nach Wege und Nischen (Märkte, sagt der Kapitalist), um Geld zu verdienen, ohne dabei meine moralisch-ästhetischen Vorstellungen über Bord zu werfen. Irgendjemand sagte mal, es brauche zehn Jahre, um ein erfolgreiches Kunsthandwerksunternehmen aufzubauen.

Natürlich beschränkt sich das Onlinegeschäft hauptsächlich auf kleine und preiswerte Dinge. Was zu groß, zu schwer oder zu sperrig ist, kommt nicht in die Shops - obwohl sich inzwischen eine gewisse Routine und Erfahrung eingestellt hat... statt mich offen zu beschimpfen, verdreht die Postbeamtin nur noch die Augen beim Anblick meiner zusammengeschusterten Pakete.

kerzenständerSehr wichtig sind gute Fotos, auch hier hat sich ein System etabliert und vor allem David Dollmann hat mir einen unglaublichen Schub gebracht! Außerdem müssen die Objekte schnell reproduzierbar sein, das muss man schon bei der Produktentwicklung beachten, Stahl und Holz müssen zur Hand sein, sobald eine Bestellung eingeht.

Es hat einige Zeit gedauert, diese Strategien zu entwickeln, nun ist das Ziel, mein Angebot nach und nach, bedarfsorientiert, auf etwa 40 bis 50 qualititativ hochwertige, trotzdem preiswerte, gut zu verschickende, sauber fotografierte und sich verkaufende Handarbeits-Produkte zu erweitern.

Gleichzeitig will ich dieses Jahr mit meinen großen, sperrigen, teuren Objekten auf Reisen gehen. Das Schmiedetreffen in Helfstyn ist fest im Blick, ein oder zwei weitere kommen bestimmt dazu. Mal sehen, welche Chancen, Probleme und Strategien in diesem Bereich auf mich warten.

Es ist wirklich toll, dass sich nun Australier, Engländer, Franzosen und Amerikaner für meine Sachen interessieren, eine riesige Bestätigung, selbst die erheblichen Portogebühren schrecken sie nicht davon ab, meine Sachen zu kaufen.

aschenkratzer toilettenpapierhalter schubaldengriffe

Trotzdem ... vor allem links da ... gedanklich ... da bleibt immer so ein versifftes, gutmenschliches Geschmäckle ... dass mein global agierendes Unternehmen Waren auf Schiffscontainern um die Erde schickt, vorbei an riesigen Plastikstrudeln, aussterbenden Walen und bleichen Korallenriffen ...

Obwohl mein Volumen absolut lächerlich ist, ich bin auch nur Teil des Prekariats, kämpfe ums Überleben meiner kleinen Familie, während das dicke Gold in berauschender Geschwindigkeit nach oben fließt. Wer wohl der reichste Mensch der Welt ist? Mir macht die Arbeit Spaß, vielleicht kann ich eines Tages davon leben, davon träume ich. Und für meine ungeborenen Enkel bete ich, dass sie noch eine lebenswerte Welt vorfinden.

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Oktober 2017 - Alles muss raus!

9. Eintrag

die größte esche europasDass es knirscht im Getriebe, dass da ein paar Schrauben locker sind, sieht man auch am Holz, mit dem wir Handwerker arbeiten. Neulich stand ich am Fuß der größten Esche Europas, mitten im letzten europäischen Tieflandurwald, dem Nationalpark Białowieża in Polen und Weißrussland.

Das 876 m² große Totalreservat darf nur von Tieren (die letzten wilden Wisents leben hier), Wissenschaftlern oder von Touristen auf speziellen Pfaden in Begleitung eines Rangers betreten werden. Überall Totholz und alte Bäume, darunter etliche 600-700 jährigen Eichen.

Das muss man sich verbildlichen: Diese Bäume lebten bereits, als im 14. Jahrhundert eine kleine Eiszeit unseren Kontinent nachhaltig zerrüttete. Nahrungsknappheit, Verteilungskriege und schließlich die Pest dezimierten die europäische Bevölkerung um mehr als ein Drittel.

Ob die Eichen auch die nächste Klimaphase überleben, wenn die Durchschnittstemperatur im Laufe eines einzigen Jahrhunderts um so, sagen wir mal, vier Grad steigt? Solche Anstiege gab es erdgeschichtlich schon oft, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Sie dauerten 10.000 Jahre und nicht 10 Jahrzehnte! Schon heute bekommen die Eichen kaum Nachwuchs, weil es zu wenig Eichelhäher gibt, die die Eicheln im Wald verteilen. Vielleicht, weil es kaum noch Insekten gibt?

eschensterbenDie größte Esche Europas steht alleine ohne Artgenossen, umgeben von anderen Baumarten, was mithin der einzige Grund ist, warum sie überhaupt noch steht. Alle sonstigen alten Eschen in Europa sterben nämlich an einem Pilz, der vermutlich aus Asien stammt und zufällig vom Mensch importiert wurde. Die Situation ist dramatisch.

Eine Geschichte, die man bereits von den Ulmen kennt, hier befiel ebenfalls ein Pilz aus Ostasien die europäischen Bäume (die Holländische Ulmenkrankheit) und brachte sie an den Rand des Aussterbens. An den überlebenden Bäume sieht man tiefe Narben, sie sind die letzte Hoffnung, dass die Baumart nicht vollends von unserem Kontinent verschwindet.

wildschweinAuch die Kiefern in Białowieża haben massive Probleme. Da sie nur flach wurzeln, kommen sie schlecht mit dem Klimawandel klar, bei den heißen Rekordsommern der letzten Jahre sinkt der Grundwasserspiegel und kappt ihre Wasserversorgung. Was sie anfällig für Borkenkäfer macht, ihr Sterben geht rasend schnell, innerhalb von nur zwei Jahren kippen Bäume um, die hunderte Jahre Menschheitsgeschichte überlebten. Natürlich ein willkommener Anlass der polnischen Regierung, nochmal neu über die Holzwirtschaft nachzudenken.

In ganz Ostpolen findet man außerdem keine Wildschweine mehr, die importierte afrikanische Schweinepest hat sie innerhalb kürzester Zeit erledigt, die letzten lebenden Schweine werden intensiv gejagt, um mit allen Mitteln eine Ausbreitung in Richtung Westen zu verhindern. Sollte die Pest Deutschland erreichen, wären die Ausmaße katastrophal. Bei der letzten (nichtafrikanischen) Schweinepest in den 90ern mussten über zwei Millionen Tiere getötet werden.

...

bialowieza urwaldLetztlich weinen trotzdem nur verwirrte "Ökoopfer" darüber. Eschen und Ulmen werden so selten verarbeitet, dass der Verlust zu verkraften ist, und bei Eichen und Kiefern ist die Situation offensichtlich noch nicht dramatisch genug. Davon abgesehen sind in den letzten Jahren auch etliche neue Arten in den Wäldern aufgetaucht, die zwar seltsame Namen tragen, aber dafür hervorragende Eigenschaften und Wachstumsprognosen besitzen:

Holzfaserdämmplatten (HDF) in verschiedener Leimdichte, also mitteldichte Holzfaserdämmplatten (MDF), mittelharte (MB), harte (HB), extraharte (HFE), hochdichte (HDF). Dazu Spanstreifenholz (LSL), Flachpressplatten (P2), Grobspanplatten (OSB), Multiplex, Sperrholz, ... Neuerdings auch verschiedenste Verbundwerkstoffe, bei denen Holz mit Plastik oder Zement vermischt wird. Selbst Flüssigholz hat jemand erfunden, und dafür die deutsche Dieselmedaille [SIC!] bekommen.

Alles im Grünen Bereich also...

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Juli 2017 - Schweiß Scheine System!

8. Eintrag

schweißscheinGestalterisch mag ich Schweißnähte nicht besonders und mein ganzes Leben (selbst als Säugling) habe ich versucht, sie zu vermeiden. Schmiedend gibt es ja die schönsten Lösungen, um die Metallwürste zu umgehen. Nieten, Bünde, Metalle umeinander wickeln, oder die Naht wenigstens so verstecken, dass sie niemand sieht...

Es erfordert Kreativität, zugegeben, und es ist definitiv aufwendiger als wenn man einfach zwei Metallstücke aneinanderlegt und sie zusammenbrät. Und aufwendiger heißt natürlich teuer, was wiederum heißt, Schweißnähte sind billig und gefragt.

Deshalb (und aus versicherungstechnischen Gründen), habe ich einen dreiwöchigen Kurs belegt. Das hieß, jeden Tag von 7-16 Uhr Schweißknödel setzen, eine Line nach der andere ziehen, die Knödel anschließend anflexen, mit einer hydraulischen Presse brechen, Bruchbild analysieren und wieder neu verknödeln.

geschmiedeter flaschenöffnerLaborschweißen also, am Ende musste in der Prüfung eine perfekte Naht sitzen, die den Deutschen Verband fürs Schweißen (DVS) überzeugt, dass ich sie mal kann. Dass die Naht also die richtige Breite und Tiefe hat, gleichmäßig verläuft und im Bruchbild keine 'Bindungsfehler' aufweist (Bindungsfehler kannte ich schon aus dem Psycho-Studium). Und jetzt kommts - ich hab bestanden! (Mit besonders viel Lob vom Schweißmeister übrigens, scheinbar hätte ich Talent).

Nun bin ich also geprüfter Schweißer im Verfahren ISO 9606-1 135 P FW FM1 S t10.0 PF ml

Wie, wat jetzt?

Das heißt vereinfacht und in aller Kürze, ich darf ein halbes Jahr lang Kehlnähte schweißen (also Metallbleche im 90 Grad Winkel mittels eines Lichtbogens unter Zuführung eines Fülldrahtes im Schutzgas miteinander verschmelzen).

würfeltorsionAber - und jetzt kommts - nur Bleche ab 3mm (nicht dünner!), nur Kehlnähte (keine Stoßnähte, also Bleche, die nebeneinander liegen!), nur im MAG-Schweißverfahren (kein WIG-, keine E- und kein Autogenschweißen!), nur Stahl (kein Alu, kein Edelstahl, kein Gußstahl!), nur in liegender, fallender oder steigender Position (aber nicht Überkopf!) und lediglich ein halbes Jahr lang! Danach muss die Schweißaufsicht meines Betriebes (mhm, ja ...) unterzeichnen, dass ich regelmäßig schweiße und alle drei Jahre muss ich die Prüfung wiederholen.

Willkommen in Deutschland, hier herrscht Ordnung!

Nichtsdestrotz habe ich natürlich viel gelernt und die Zeit genutzt, um auch die anderen Verfahren und Techniken unter Aufsicht zu üben. Wenn ihr also voll auf preiswerte Knödelwürstchen steht und schon lange jemanden sucht, der euch euren heißen Scheiß zusammenbrät ... Hier, Hallo ... ICH hier ... ICH bin euer Mann!!

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April 2017 - Noch Besser!

7. Eintrag

Die letzten Wochen bin ich in einer Zeitmaschine verschwunden:

Für meine Werkstattkollegin Jule Waibel habe ich einen Dampfofen gebaut, das Teil war verhext, aus geplanten Arbeitstagen wurden "plötzlich" zwei Monate, nichts wollte klappen. Natürlich mache ich das nur, weil ich das Teil auch zum Holzbiegen brauche und juhe: statt Trocken- oder Sattdampf erzeugt er jetzt richtig schönen Nassdampf und heizt sich schneller auf als unser Klima.kaminbesteck

Außerdem reiht sich das Gerät ein, in eine ganze Riege neuer, selbstgemachter Werkzeuge. Das Geile am Schmieden ist ja, dass man viele Tools einfach selber bauen kann. Mit einem Schmiedekumpel enstand der erste eigene Hammer, laufend neue Zangen, Meißel und Punzen, und dazu verschiedenste dritte Hände, die entweder den glühenden Stahl halten, oder halt das Werkzeug, das den glühenden Stahl verprügelt.

Ab einem gewissen Grad der Fertigkeiten geht es vor allem um Präzision und Verfeinerung. Das sagen ich Ihnen als Lernpsychologe, der Grundsatz lässt sich auf vieles im Leben anwenden. Und als Handwerker sage ich - Präzision kommt von gutem Werkzeug! Inzwischen macht sogar das Aufräumen der Werkstatt Spaß ... absurd! ... vielleicht werde ich einfach nur alt...

Früher ging es eher um Grundsatz- und Stilfragen, ich wollte vorwärts, Neues bauen, Sachen beenden, musste vieles erst lernen und herausfinden, jahrelang habe ich mich gefragt, was ich eigentlich will mit der Werkstatt, Kunst oder doch lieber Handwerk?

Jetzt ist klar, Kunsthandwerk! ...

Was ich mich sonst noch sinnvolles Frage: Wo kommt eigentlich der Stahl her, den der Händler auf Anruf vor die Werkstatt schmeißt? So ein Hochofenstahlwerk würde ich zu gerne mal besuchen.

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Januar 2017 - Das noch!

6. Eintrag

Was ich an handwerklichen Arbeiten so mag, ist der Rythmus. Jedes Handwerk hat seinen eigenen.

pauseZum Beispiel die Mauern meiner Schmiede, die wir aus recycelten Backsteinen eines abgebrannten Supermarktes bauten. Man macht die immer gleichen Bewegungen, Mörtel auftragen, Stein setzen, Mörtel, Stein ... am liebsten auch ohne Musik, ganz auf sich selbst zurückgeworfen. Meine KAOS-Kollegen haben es gehasst, ich fand es schön. Eines Tages (wenn ich Präsident bin) werde ich mal wieder eine Mauer bauen, da freue ich mich schon drauf.

Schmieden hat einen ganz anderen Rythmus. Man muss sehr schnell sein und das Eisen schmieden, so lange es heiß ist. Wenn es fast zur Weißglut gebracht wurde, holt man es aus dem Feuer und hat dann je nach Stahldicke manchmal nur Sekunden, höchstens Minuten, bis der Stahl zu kalt ist und wieder auf heiße Kohlen muss.

Gerne habe ich mehrere Eisen im Feuer. Wenn ich zum Beispiel eine Ladung Wandhaken schmiede, lege ich drei ins Feuer und hab so konstant zu tun. Feuerkontrolle (sehr wichtig), Werkstück mit der Zange aufnehmen, am Amboss umformen, zurück ins Feuer, Feuerkontrolle, nächstes Werkstück. Das erfordert hohe Konzentration, um die Schläge richtig zu setzen und die verschiedenen Abläufe zu koordinieren.

Bei größeren Stählen und komplizierten Aufgaben hat man nur ein Eisen im Feuer und während der Stahl glüht, nutzt man die Arbeitspause für die körperliche Erholung (gelegentlich einen Schluck Bier, gibt Kraft!) und vor allem als Vorbereitung. Manchmal muss man Hilfswerkzeuge bauen, vor allem aber muss man den Hammerschwung visualisieren, eine Vorstellung davon finden, was man wie erreicht. Daran scheitern viele Anfänger... an den Pausen!

korkenzieherNun ja, und so ein bisschen natürlich an der Erfahrung, was man mit Hammer und Zange eigentlich macht. Meist hauen sie erstmal drauf und bis sie merken, dass es so nicht geht, ist der Stahl schon wieder kalt. Der Profi weiß vorher was er will und wie er es erreicht und muss es dann "nur noch" umsetzen. Das Schöne am Schmieden ist aber, dass man fast keine Fehler machen kann, solange keine Funken sprühen.

korkenzieherHolz zum Beispiel kann man nicht wieder ins Feuer schmeisen und gerade klopfen, um nochmal von vorne anzufangen - Stahl schon! Außerdem ist es dreckig. Wenn man abends nach Hause kommt, erschöpft, aber zufrieden, völlig schwarz im Gesicht, dann weiß man, dass man eins mit dem Stahl wurde und sein eigenes Glück geschmiedet hat.

Ok, aber bevor es jetzt zu sphärisch wird, zurück zum schnöden Mammon! - das Weihnachtsgeschäft hat gezeigt, wie beliebt meine gedrehten Holzgriffe sind, mal sehen, ob ich da noch ein paar Ideen mit habe. An einem Kaminbesteckständer arbeite ich gerade und der handgeschmiedete Korkenzieher steht kurz vor der Marktreife, die Prototypen haben schon diverse Weinflaschen entkorkt und wenn die Dinge erstmal offen sind, ... naja, ihr kennt das, soll ja gut fürs Herz sein.

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November 2016 - Heul doch!

5. Eintrag

Eigentlich liebe ich das Internet, vor allem wegen dessen Sarkasmus. Aber den Gedanken, dass diese tollen Internet-Technologien einem buchstäblich an der Unterwäsche rumschnüffeln, finde ich unerträglich. SouthPark hat es mal wieder perfekt getroffen, so ungefähr stelle ich mir das vor.

In meiner mir eigenen Radikalität steuere ich also massiv dagegen. Mein Handy kann man noch auf den Boden schmeißen, ohne dass der Touchscreen springt (weil es obv. keinen hat), mein Firefox Browser nutzt einen AdBlocker (absolute Pflicht, um überhaupt vorwärts zu kommen), NoScript und den Privacy Badger, ich verschlüssele meine E-Mails mit Enigmail, so oft es geht, suche standardmäßig über die anonyme Suchseite DuckDuckGo und meide wenn möglich Facebook, Google und sonstige Datenkraken.

holzkreuz im stahlblockAber trotzdem hat man nicht den Hauch einer Chance. Meine Werkstattgemeinschaft kommuniziert fast ausschließlich über Facebook, ganze zwei(!) Leute aus meinem engeren Bekanntenkreis nutzen ebenfalls Enigmail, etliche Internetseiten sind nach Anti-Tracking-Software völlig zerschossen, weil die Hälfte der Inhalte nicht mehr lädt ("Bitte schalten Sie den AdBloker aus!") und einige Features, wie zum Beispiel GoogleMaps, sind schlicht unersetzlich, weil es kein vergleichbares, nicht schnüffelndes Äquivalent gibt.

Als Selbstständiger muss ich aber irgendwie auf mich aufmerksam machen, Facebook ist eines der effektivsten Werbemittel, ohne Eintrag auf Google Maps findet einen niemand und auch bei so genialen Sachen wie tumblr und pinterest frägt man am besten gar nicht, was die mit ihren Informationen über uns anfangen. Wenn man nicht total abgehängt werden will, gibt es keine Lösung! Politisch wird die Überwachung sogar noch forciert.

Als Ablenkung kann ich lediglich historische Schmiedevideos anbieten, aus Zeiten, wo es noch kein böses Internet gab. Wer steht da bitte nicht drauf, wenn sie mit sechs Mann gleichzeitig auf so nem Stück Stahl rumdreschen?

Oberschönes WeihnachtsKAOSAber mal im Ernst, auf Pinterest habe ich letztens etliche überragende Schmiedearbeiten gefunden, riskiert mal einen Blick. Da kommt man sich manchmal klein und inkompetent vor, wenn man sich mit sowas vergleicht.

Oberschönes WeinachtsKAOS

Am 10. und 11. Dezember findet wieder unser Oberschönes WeinachtsKAOS statt, unser ganz spezieller Weihnachtsmarkt in Oberschöneweide. Das Programm ist toll, jede Menge Fress- und Saufbuden und dazu schöne, etwas andere Weihnachtsgeschenke. Kommt vorbei, sprecht mich an, ich freu mich auf euch!

Los gehts jeweils ab 12 Uhr bis Abends, inklusive erlesener Aussteller, Live-Musik, Kinderprogramm und mehr

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Oktober 2016 - Mach doch!

4. Eintrag

Der September stand ganz im Zeichen der Grabkreuze. Als ich nämlich neulich bei Beerdigung meines seeligen Opas (gestorben nach stolzen 93 Lebensjahren) über den Friedhof spazierte, fiel mir auf, dass ich noch nie ein Kreuz gebaut habe. Dabei finde ich das Thema Tod und Sterben total interessant. Etliche Menschen haben ja Berührungsängste damit, das geht mir überhaupt nicht so.

Die ersten Arbeiten konnte ich dann direkt den 17.500 Besuchern der Maiker Faire präsentieren und ich hab das Gefühl, dass mich das Thema noch eine Weile begleiten wird. Ein paar Ideen will ich auf jeden Fall noch umsetzen!

Grabkreuz Grabkreuz Grabkreuz Namenstafel

kreuz kreuz kreuz

Was die Konkurrenz so macht

richarddeacon

Aber genug von mir. Manchmal ist es echt erstaunlich, was passiert, wenn man Menschen genügend Geld und Zeit gibt, um sich auszutoben. Zwei Jahre brauchte der englische Künstler Richard Deacon, um zusammen mit seinem Kollegen Matthew Perry dieses Kunstwerk zu entwicklen. Zu gerne würde ich ihn mal über seine Holzbiegetechniken ausfragen.

johnmcabery

Und auch John McAbery ist ein Phänomen. In seiner einsamen, von Strom und Telefon befreiten Blockhütte an der Ostküste Amerikas schnitzt er wochenlang filigrane Skulpturen aus tonnenschweren Holzblöcken, schält nach und nach einzigartige Formen und Figuren aus dem massiven Holz. Eine Skulptur heißt sogar KAOS, wie meine Werkstattgemeinschaft.

johnmcabery

Hätte John McAbery nicht eines Tages seine zukünftige Frau als Anhalter im Auto mitgenommen, würde er wohl heute noch für sich in seiner Hütte schnitzen. Erst sie, selbst Künstlerin, machte ihn mit Galerien bekannt, verschaffte ihm eine Homepage, und so weiter. Eine Geschichte wie aus einem Märchen.

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August 2016 - Geht doch!

3. Eintrag

"Das geht so nicht", diesen Spruch habe ich schon oft gehört. Manchmal mal auch als Vorwurf, "das geht doch so nicht!", aber das ist ein anderes Thema. Als ich vor sechs Jahren mit meinen ersten Holzbiegeexperimenten anfing, sagte mir ein befreundeter Orgelbaumeister, "das geht nicht", Holz lasse sich nicht biegen.

Gittertür

Nunja, ich habs trotzdem gemacht und mich hinterher über sein mangelndes Vertrauen beschwert. Obwohl er ja auch Recht hatte, den Werdegang vom Psychologen zum Kunsthandwerker konnte er nicht ganz nachvollziehen und mir selbst fällt es auch immer noch schwer, damit zu leben. Davon zu leben, vor allem.

Aber ich kann nicht anders, ich habe das "Talent", aus allem Kunst zu machen. Letzten Monat wünschte sich ein Kunde eine einfache Gittertür für seinen Laden in Neukölln, herausgekommen ist ein Kunstwerk, das ad hoc niemand auf der Welt nachbauen könnte. Weil es kaum noch Schmiede gibt, Holzbiegen auch eher selten gebraucht wird, die Kombination von beidem aber einzigartig ist.

Beistelltisch

Und auch der Beistelltisch hat mir einiges Kopfzerbrechen bereitet und mir ein bisschen wohl gemeinten Spott der Werkstattkollegen im KAOS eingebracht. "Das schaffst du nicht, Volker!"

Nunja, am Ende ist es ziemlich gut geworden, wie ich finde. Ich kann nicht anders, als immer Grenzen auszuloten und ständig Neues auszuprobieren. Selbst in der einsamsten Steppe in der Mongolei würde ich noch die Mauer suchen, gegen die ich anrennen kann. (China vielleicht?).

Im Werbesprech heißt das dann "Kreativität und Mut zum Außergewöhnlichen", ich habe nämlich weiter an meiner Corporate Identity gefeilt, nach neuen Visitenkarten gibts nun auch Flyer von mir. Jetzt muss ich nur noch die richtigen Leute finden, denen ich mein Teil in die Hand drücken kann... also die Flyer.

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Juli 2016 - Whyy?!

2. Eintrag

Noch ein Blog, echt jetzt? Ich weiß auch nicht, irgendwie hab ich Lust drauf. Sowohl fürs Funkhaus Grünau, also auch fürs KAOS (meine bisherigen Werkstattgemeinschaften) schrieb und schreibe ich die Newsletter. Nun auch für mich selbst.

fledermauskastenEs gibt ja auch ein starkes Interesse an so Social Media Zeuch und weil ich Facebook von Herzen hasse, muss man andere Wege finden. Es ist jedenfalls eine Tatsache, dass ich mehr Werbung für mich machen muss. Deshalb habe ich mich die letzten Wochen auf tumblr und pinterest angemeldet und startet nun diesen Blog.

Auch wenn ich den Vorwurf des streitbaren Berliner Theaterregisseurs Claus Peyman (78) durchaus verstehen kann, die heutige Jugend arbeite nur noch "an der Schärfung der eigenen Marke - als ginge es um eine Automarke." Was soll man darauf erwidern?

geschmiedete schaukelIch weiß es nicht. Aber bisher bin ich sowieso mein einziger Leser und in so einem intimen Rahmen kann man ja ein bisschen plaudern. ... also mit mir selbst, so peinlich Tagebuch-mäßig. ...

Im Juni hatte ich mal Zeit, ein paar Kleinigkeiten zu bauen. Zum Beispiel hat mein Sohn eine handgeschmiedete Schaukel bekommen und die (selbstverständlich vom Aussterben bedrohten) Fledermäuse an der Spree eine neue Höhle. Außerdem bin ich über diese außergewöhnlichen Schmiedearbeiten aus Amerika gestolpert: Rachel David. Inspirierend und beeindruckend!

Gerade bin ich an einigen schönen Projekten dran, also seid gespannt auf den nächsten Eintrag! Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, sie endlich zu zeigen ...

... womit sich wirklich alle, bis auf den allerletzten Leser freuen...

The rest is Peace, Unity and Weltfrieden

KAOS bei der "Kunst am Spreeknie"

Das KAOS öffnet seine Tore für die alljährliche Kunst am Spreeknie. Am 15. und 16. Juli ist unsere Bar geöffnet, sowie ein kleiner Showroom. Am Sonntag spielt ab 15 Uhr eine Band. Schaut mal vorbei!

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Juni 2016 - Zombie-Crowdfunding

1. Eintrag

Dramatische Musik setzt ein, der Vorhang öffnet sich, ein Mann sitzt alleine in einem aus Backsteinen gemauerten Raum voller Schmiedezangen und Hämmer. Dann eine raue, nachdenkliche Stimme aus dem Off:

"Die Zombies kommen näher, heute haben Sie schon den äußeren Zaun eingerissen und ..."

Volker RueßKleiner Scherz. Natürlich soll es hier um serious Business gehen, deshalb hat der erste Eintrag vor allem ein Thema: GELD! Meine Kreative Arbeitsgemeinschaft Oberschöneweide (KAOS) braucht dringend welches. Seit einigen Tagen läuft dort eine Crowdfunding-Kampagne und bis zum 11. Juni 2016 müssen mindestens 38.000 Euro zusammenkommen.

Man kann neben etlichen tollen Sachen sogar einen Schmiede-Workshop mit mir höchstpersönlich buchen! Werft mal einen Blick drauf, es lohnt sich:

Zur KAOS Crowdfunding-Kampagne

Der Workshop mit mir kostet 150 Euro, das Geld geht komplett ans KAOS und von dort wahrscheinlich direkt wieder an den Statiker, der unsere Halle durchrechnen muss. Und für die neuen Klos, die das Bauamt fordert. Scheiße! Aber es hilft ja nichts. ... Jedenfalls freue ich mich schon darauf, etwas Schönes mit euch gemeinsam zu schmieden. Ich bin da ganz offen (bis auf Messer und Schwerter) und stehe euch mit Rat, Tat und Werkzeug zur Seite.

Ausstellung am 3. Juni im KAOS

Kommt doch an diesem Freitag (3. Juni) ins KAOS, dort findet die Nachtschicht statt, eine berlinweite Design-Ausstellung. Ab 18 Uhr öffnen unsere Tore in Schöneweide, ich stelle auch einige Sachen aus und bin vor Ort. Um 21 Uhr spielt die erste Band.

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